
Kein Platz für Kinder – Schulentwicklung in Königs Wusterhausen
Den Kindern unserer Stadt einen Schulplatz in ihrem sozialen Umfeld zur Verfügung zu stellen ist eine pflichtige Aufgabe einer Kommune. Und auch eine der wichtigsten. Immerhin geht es dabei um die Entwicklung unserer Kinder. In der Schule werden werden wichtige Weichen für den weiteren Lebensweg gelegt. Dafür benötigen Kinder ein entsprechendes Umfeld. Dabei sollte beachtet werden, dass Schule aus weitaus mehr besteht als Unterricht. Die Schule sollte ein gutes soziales und sicheres Umfeld bieten. Die Schule sollte ebenso ein Ort sein sich auszuprobieren, ein Ort an dem man lachen und auch weinen kann, ein Ort an dem man sich gut aufgehoben und auch geborgen fühlen kann. Dazu müssen die Schulen aber dementsprechend ausgestaltet sein. Dazu gehört neben den qualitativ gut ausgestatteten Räumen und Freiflächen und dem engagierten Personal eben auch, dass die Schulen im sozialen, wohnortnahen Umfeld der Kinder liegen. Leider wird der Platz an den Schulen in einigen Ortsteilen immer knapper. Und leider ist keine Besserung in Sicht
Senzig, Zernsdorf und nun auch Niederlehme
Während der Platzmangel an den Grundschulen in Senzig und Zernsdorf seit langem bekannt und auch viel diskutiert wurden, fiel die Grundschule in Niederlehme in der öffentlichen Wahrnehmung nicht auf. Dies ist nicht verwunderlich, da es bisher keine weitreichende öffentliche Äußerung der Stadtverwaltung zu einem möglichen Platzproblem an diesem Schulstandort gab. Allerdings war es im Rathaus schon seit langem bekannt, dass auch diese Grundschule an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen wird. Spätestens seit dem Sommer 2019 wusste die Verwaltung, dass zum September 2021 der Platz auch an dieser Grundschule nicht mehr ausreichen wird. Das ist jetzt über anderthalb Jahre her. Trotz dessen ist in dieser Zeit nichts passiert, um diese Schule diesbezüglich zukunftsfest zu machen, sieht man mal vom wackligen und unausgereiften Plan der Außenstelle in Ziegenhals ab.
Außenstelle der Fontane-Grundschule
Im September 2020 haben wir aus einer Pressemitteilung erfahren, dass der Bürgermeister den Mietvertrag für die Montessori-Grundschule mit der FAWZ gGmbH zum Jahr 2024 gekündigt hat. Diese betreibt am Standort Ziegenhals einen Schulcampus neben der Grundschule gibt es auch Gesamtschule mit gymnasialer Oberschule. Durch das Campus-Konzept arbeiten sie dort übergreifend und haben oft gemeinsame übergreifende Projekte. Es gibt ein reges Schulleben das sich wachsender Beliebtheit erfreut. Der Schulcampus ist eindeutig eine Bereicherung für die Schullandschaft in Königs Wusterhausen. Der Fachausschuss/Sozialausschuss und die Stadtverordnetenversammlung wurden weder in die Überlegungen zur Kündigung noch in die Entscheidung einbezogen. In den folgenden Monaten gab es eine Vielzahl von Begründungen für diesen Alleingang des Bürgermeisters. Nach dem letzten Stand soll in einigen Räumen in diesem Gebäude eine Außenstelle der Fontane-Grundschule entstehen. Auch in diese Überlegungen wurde der zuständige Ausschuss und die Stadtverordnetenversammlung nicht einbezogen. Auch hier haben alle wieder aus der Pressemitteilung davon erfahren. Zum nächsten Schuljahr sollen hier, nach Willen des Bürgermeisters, zwei neue Klassen und ein entsprechendes Hortangebot entstehen.
Ist das zu schaffen?
Derzeit gibt es in dem Gebäude noch Räume die nicht vermietet sind und über die die Stadt verfügen kann. Diese sind jedoch über das ganze Gebäude verteilt. Es gibt ein paar Räume auf jeder Etage. Davon sind nur die wenigsten zusammenhängend. Um ein Schulgefüge aufzubauen ist das denkbar ungünstig, aber eventuell noch zu bewerkstelligen. Allerdings steht auch nur eine einzige Toilette zur Verfügung. Diese befindet sich in der 4. Etage und ist nicht barrierefrei. Auch eine Speiseausgabe steht derzeit nicht zur Verfügung. Ein großes Problem besteht außerdem darin, dass kein Außenbereich für die Außenstelle vorhanden ist, wenn man vom Sportplatz absieht. Auch an Spielgeräten mangelt es. Die FAWZ gGmbH hat der Verwaltung angeboten einige Räume zu tauschen, so dass für beide Seiten eine gute Ausgangslage geschaffen werden kann. Leider wurde auf dieses Angebot nicht eingegangen, daher kann an der derzeitigen Raumsituation im Moment nichts geändert. Die Montessori-Grundschule musste die Räume die sie angemietet hat vorbereiten und hat mit entsprechenden Umbaumaßnahmen begonnen. Es gibt eine Reihe weiterer drängender Fragen, die bis zum nächsten Schuljahr geklärt sein müssen. So gibt es drängende Fragen nach der Aufsichtspflicht, wenn Personal von verschiedenen Trägern am selben Standort ist. Es ist zu klären, wie die unterschiedlichen Konzepte in Einklang gebracht werden können. Die Montessori-Grundschule hat zum Beispiel eine andere Anfangszeit. In der 4. Etage, die der Stadt zur Verfügung steht, sind auch die Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule ansässig. Deren Unterricht geht deutlich länger als der von Grundschülern und sie brauchen auch in den Nachmittagsstunden die erforderliche Ruhe. Wie kann das gegeben sein, wenn nebenan ein Hort untergebracht ist? Außerdem müssen die Räume die genutzt werden sollen noch hergerichtet und umgebaut werden. Nicht nur das eine Baugenehmigung eine längere Zeit in Anspruch nimmt. Der Umbau darf auch nur in den Ferien erfolgen. Nicht zuletzt hat die Stadt für eine aufwachsende Schule nicht genügend Räume. Alles in allem sind hier noch sehr viele Schritte zu gehen und viele Kompromisse zu machen, damit die Außenstelle in Betreib gehen kann. Ob das alles in sieben Monaten geschafft werden kann ist mehr als fraglich.
Was passiert wenn das nicht klappt?
Auf die Fragen, was man denn tun wolle, an welchen Plänen gearbeitet wird und was passiert wenn es keine Lösung gibt, gab es im zuständigen Fachausschuss von der Verwaltung leider keine Antwort. Einzig die Aussage: „Dann haben wir ein Problem!“ war öfter zu hören. Das Ergebnis ist bekannt. Neben den Kindern aus Senzig und Zernsdorf stehen nun auch die Kinder aus Niederlehme und Wernsdorf vor ein ungewissen Zukunft. Für sie alle ist derzeit völlig unklar in welche Schule sie gehen können, ob sie in ihrem gewohnten Umfeld bleiben können und mit ihren Freunden zusammen bleiben können. Eltern wissen nicht ob sie vielleicht ihre Kinder an unterschiedliche Schulstandorte bringen müssen. Das ein Geschwisterkind auf die Schule geht ist nämlich kein Grund für ein Schulwechsel. Aber da ist die Verwaltung ja fein raus, sie muss diese Entscheidung nämlich nicht treffen. Diese Entscheidung muss das Schulamt treffen. Was muss das für ein Gefühl für die Kinder und ihre Familien sein. Beängstigend, frustrierend und unverständlich. Offensichtlich werden in der Stadtverwaltung die Prioritäten anders gesetzt und erst dann mit Übersprungshandlungen reagiert, wenn es eigentlich schon viel zu spät ist. Die Leidtragenden sind in diesem Fall die Kinder unserer Stadt. Sie verdienen etwas Besseres! Unsere Kinder haben es verdient, dass wir die bestmögliche Umgebung schaffen, damit sie sich so entfalten können wie sie es verdienen! Wir müssen dafür sorgen, dass jede Schule so ausgebaut wird, damit die Kinder genügend Platz haben und sie eine Lernumgebung haben in denen sie sich wohlfühlen. Dazu müssen die bestehenden Beschlüsse für den Ausbau der Schulen endlich weiterverfolgt und umgesetzt werden. Die Wirtschaftlichkeit darf dabei nicht die oberste Prämisse sein. Wir müssen endlich wieder in die Zukunft unserer Kinder investieren. Sie sind es wert.